Vokabeln lernen mit allen Sinnen – das geht an keinem Ort besser als in der Küche. Wenn man dann noch nach deutschen Rezepten kocht, ist das Deutsch-Erlebnis perfekt.
Mit dem Begriff „deutsche Küche“ ist jedoch kein bestimmter Ort gemeint, sondern er fasst alle Kochstile und Gerichte zusammen, die landestypisch für Deutschland sind. Bei genauem Hinsehen wird man merken, dass es „die“ deutsche Küche gar nicht gibt, denn jede Region kennt ihre eigenen typischen Gerichte, je nachdem was die Natur eben bietet. Nur eines ist typisch für „die“ deutsche Küche: Die meisten Gerichte sind bodenständig und deftig. Sehen wir uns in der deutschen Küche doch einmal genauer um.
Die deutsche Küche im Norden
Typisch für die regionale Küche Hamburgs sind eine Vielzahl an Fischgerichten. Traditionell stammen die Fische aus der Elbe und der Nordsee. Besonders beliebt sind der Matjes- und der Bismarckhering oder Grüne Heringe. Ein ebenfalls typisch norddeutsches Gericht ist Grünkohl mit Pinkel. Pinkel ist eine geräucherte Grützwurst, die Speck, Hafer- oder Gerstengrütze, Schweineschmalz, Zwiebeln und Gewürze enthält.
In Berlin isst man traditionell Eisbein mit Erbsenpüree und Sauerkraut. Auch andere schlichte, herzhafte Gerichte kommen in Berlin gern auf den Tisch: Etwa eine Suppe aus Erbsen und Linsen mit Wursteinlage oder Kohlrouladen, Königsberger Klopse oder Kasseler mit Sauerkraut. Da es in und um Berlin viel Wasser gibt, isst man hier traditionell auch Fisch, beispielsweise „Aal grün“ – das ist gekochter Aal mit einer hellen Kräutersoße.
In Bayern wird’s noch deftiger
Auch im Südosten Deutschlands, in Bayern, liebt man deftiges Essen. Man denke nur an die Weißwürste, die man traditionell vormittags mit einer Brezel, süßem Senf und Weißbier verzehrt. Leberkäs, Schweinshaxe oder Schweinsbraten mit einer knusprigen Kruste sind weitere Gerichte, die in Bayern in jedem Wirtshaus auf der Karte stehen. Ein typisch bayerisches Käsegericht ist der Obazda oder Obatzda, den man in jedem Biergarten bekommt und zu einer Brezel ist. Er ist ganz einfach zuzubereiten und bietet den idealen Einstieg in die deutsche Küche.
Hier das Rezept:
200 g vollreifen bayrischen Camembert (50 % Fett) mit einer Gabel zerdrücken, mit 2 EL (=Esslöffel) Butter zu einer bröckeligen Masse zerdrücken. 1 fein gehackte Zwiebel, 1 TL (=Teelöffel) grob zerstoßenen Kümmel, Salz, Pfeffer und etwas Paprikapulver untermischen. Mit Zwiebelringen servieren und auf einem Holzbrett servieren. Dazu reicht man Brezeln.
Von Frankreich inspiriert: die Küche im Südwesten
Typisch schwäbische Gerichte sind Spätzle – grob gehobelte längliche Teigwaren – und Maultaschen. Das sind Teigtaschen, die mit sehr feinem Hackfleisch, Spinat, Zwiebeln und eingeweichten Brötchen gefüllt und anschließend in Brühe gekocht oder mit Zwiebeln in der Pfanne angebraten werden. Die Zubereitung ist sehr aufwendig und definitiv erst für fortgeschrittene Deutschlerner geeignet.
Je weiter man von Schwaben in Richtung Westen vordringt, desto stärker wird der Einfluss der französischen Küche spürbar. So werden in Baden Schnecken in der Suppe serviert oder in Knoblauch gebraten.
So ausgefallen muss es nicht immer sein, wenn man als Deutschlernender deutsche Rezepte nachkocht. Eine lohnenswerte Erfahrung ist es aber auf jeden Fall, denn durch das Auswählen eines Kochrezepts, das Erstellen einer Einkaufsliste und das Nachkochen eines Gerichts erarbeitet man sich ein Vokabular, das man in Deutschkursen selten findet, schon gar nicht in dieser Intensität.